Samstag, 21.10.2023 17 Uhr

Ortsgeschichte zur Dorfkirche Waßmannsdorf

 

Dorfkirche Waßmannsdorf - mittelalterliche Dorfkirche im Teltow (Landkreis Dahme - Spreewald)

 

Die Kirche von Waßmannsdorf ist eine gotische Rechteckkirche mit später angebautem, eingezogenem Westturm. Sie unterscheidet sich durch ihren gotischen Blendgiebel von allen anderen mittelalterlichen Kirchen des Teltow. Er stammt aber vermutlich nicht aus der ersten Bauzeit, sondern von einer späteren Umbauphase. Zur Innenausstattung gehört ein schöner Barockaltar aus der Zeit um 1700 und eine barocke hölzerne Taufe.

Lage: Waßmannsdorf liegt westlich des Flughafens Schönefeld, etwas nördlich der B 96a. Die Kirche liegt im ehemaligen Friedhof.

Ortsgeschichte: Waßmannsdorf ist ein ehemaliges Straßendorf. Der Ort wird bereits 1350 erstmals schriftlich als "Wasmestorp" erwähnt. Schlimpert (1972) leitet den Namen vom altsächsischen Personennamen Wasmot, Koseform Wasmann ab. 1375 hatte das Dorf 48 Hufen, davon gehörten dem Pfarrer 4 Hufen. Heyne Selchow hatte einen Ritterhof mit 11 Hufen und mußte dafür dem Markgrafen Vasallendienste leisten. Jede Bauernhufe mußte als Pacht 10 Scheffel Roggen, 2 Scheffel Gerste und 6 Scheffel Hafer geben. Dazu kamen als Zins 2 Schillinge und als Bede 3 Schillinge, 1/2 Scheffel Roggen, 1/2 Scheffel Gerste und 1/2 Scheffel Hafer. Es gab 5 Kossäten im Ort, von denen einer 3 Schillinge und 6 Hühner, der zweite 2 1/2 Schillinge und 5 Hühner, der dritte bis fünfte je 1 Schilling und 1 Huhn bezahlen mußte. Der Krug gab 10 Schillinge und ein Huhn; diese Abgaben bezog der Dorfschulze. Die Windmühle mußte 1/2 Schilling und einen Schilling Pfennige abliefern. Bede und Wagendienste mußten zur Burg Wusterhausen geleistet werden. Alle anderen Abgaben und Rechte hatte Heyne Selchow als Lehen. 1450 war das Dorf Lehen der Muslow (oder Musolf), es hatte 50 Hufen, von denen aber 3 wüst waren. Die ritterlichen Freihufen waren wieder Pachthufen geworden, und daher gaben wieder 43 Hufen ihre Abgaben. Seit 1460 waren die v. Schlabrendorf aus Beuthen Besitzer des Dorfes. Seit dem 16. Jahrhundert war der Ort im Teilbesitz der Eckard und der v. Britzke. Letzterer Teil wurde 1706 an die v. Wilmersdorf verkauft. Ende des 18. Jahrhunderts wurde auch dieser Teil von den v. Schlabrendorf erworben. Ab 1826 folgten mehrere rasch wechselnde Besitzer.
In einer Urkunde vom 3. Juni 1350 wird eine Abgabe erwähnt, die von zwei Höfen zu "Wasmastorp" an einen Altar der Berliner Marienkirche zu leisten war. Diese Abgabe wird am 11. September 1380 vom Markgrafen Ludwig von jeder Lehnsverbindlichkeit befreit; dabei wurde erwähnt, daß sie u. a. vom Hof des Michaelis "gegenüber der Kirche" zu leisten war, so daß hier zugleich die erste Erwähnung des Kirchenbaus vorliegt.

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:
Baustruktur und Mauerwerksausführung der unteren Mauerteile sowie die Fensterproportionen deuten auf einen Baubeginn um 1300 hin.
Der Ursprungsbau war eine einfache Rechteckkirche mit drei gedrückt-spitzbogigen, schmalen Fenstern auf der Ostseite, wahrscheinlich drei spitzbogigen, schmalen Fenstern auf der Südseite und zwei derartigen Fenstern auf der Nordseite. Die spitzbogigen Gemeindeportale saßen in der West- und Nordseite, das rundbogige Priesterportal auf der Nordseite. Das Westportak ist heute der Durchgang vom Kircheninneren zur Turmhalle.

Die Kirche besaß zumindest eine Zeit lang, vielleicht aber schon ursprünglich einen Giebelturm mit rechteckig über die Giebelhöhe hochgezogener Westwand.

Der Kontakt der Ostwand zum Ziergiebel ist unregelmäßig. Daraus ist wohl zu schließen, dass der Ziergiebel nicht zum ursprünglichen Bau gehörte. Die Elemente des Ziergiebels - drei spitzbogige, relativ schmale und hohe Blenden - finden sich in ähnlicher Form auch am Siechenhaus im Kloster Zinna (um 1360 entstanden). Sie sind mit großformatigen Ziegeln mit Preßfalten gemauert. Vermutlich dürfte damit der Ziergiebel der Waßmannsdorfer Dorfkirche in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden sein. Das unregelmäßige Mauerwerk zwischen den Blenden war vermutlich verputzt.

"Barock": Vergrößerung der Fenster, die Abschlüsse werden korbbogig. Auf der Ostseite werden zwei der ursprünglichen Fenster zugesetzt, das mittlere Fenster wird korbbogig vergrößert.

Zeitlich unbestimmt: Erhöhung der seitlichen Mauerkronen; das Dach bekommt dadurch im unteren Teil einen Knick.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1926: Abriß des alten Giebelturms mit hochgezogener massiver Westwand, Aufbau eines Westturms vor der alten Westwand, Aufmauerung des Westgiebels. Neumauerung der Zinnen des Westgiebels, Erneuerung der Zinnen des Ostgiebels. Errichtung des Vorhallenanbaus über dem ursprünglichen Priesterportal.

1970er Jahre: Renovierung, Einbau einer Gasheizung. Dafür wurden die Bereiche unter den Fenstern blendenartig ausgebrochen. Erneuerung des Gestühls.

Seit Herbst 2002 bis Juni 2003: Sanierung des Dachs und der Decke, die Verglasung der Winterkirche unter der Westempore wird entfernt.

 

von Theo Engeser und Konstanze Stehr

 

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